Beratungslehrer in Bayern e.V.

Sag zum Abschied leise Servus…

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder,

ich möchte mich von euch verabschieden. Seit gestern ist Claudia Höhendinger (ehemals offiziell meine Vertreterin, doch schon immer kongeniale Partnerin) erste Vorsitzende und Seele des bib e.V. Ihre Vertreterin ist Maria Sax, die schon seit vielen Jahren im Vorstand mitarbeitete und zuletzt Schriftführerin war. Sie kämpfte lange mit sich und rang sich dann doch durch, den bib noch mehr zu unterstützen. Die Kasse wird weiterhin unaufgeregt und zuverlässig von Birgit Hubbauer geführt werden. Und unser Vorstandsküken Conny Braun übernimmt die Schriftführung. Danke!

Lieber neuer Vorstand, ich bin wahnsinnig froh, dass ihr diese Lösung gefunden habt. Es wäre sehr schade gewesen, wenn wir den bib hätten ruhen lassen oder ihn hätten auflösen müssen, weil wir keinen neuen Vorstand gefunden hätten. Das gab es schon einmal für länger Zeit und das hat den Beratungslehrkräften in Bayern nicht gutgetan.

Liebe Claudia, liebe Maria, liebe Birgit, liebe Conny, ihr werdet das gut machen und euren eigenen Weg finden. Und ich bin mir sicher, dass es ein ordentlicherer Weg wird, weil ihr dem schlampigen alten Mann nichts mehr hinterher räumen müsst. Es wird vielleicht auch ein partnerschaftlicherer Weg werden, weil ihr notgedrungen die Arbeit besser verteilen müsst. Vielleicht könnt ihr ja die Mitglieder noch besser in eure Arbeit einbinden. Die oder der eine oder andere ist bestimmt bereit, sich an einem konkreten Projekt zu beteiligen; man muss ja nicht gleich fix im Vorstand mitarbeiten.

Liebe Mitglieder, macht es bitte dem neuen Vorstand leicht, indem ihr euch an euren Schulen sichtbar macht! Gründet Pädagogische Teams, in die auch die Schulleiter eingebunden sind! Sucht das Gespräch mit den Schulleitern so oft wie möglich! Ergreift als Beratungslehrkräfte das Wort in den Konferenzen! Und vielleicht schafft ihr es ja, mit einem Projekt oder einer Idee in die Presse zu kommen. Macht euch sichtbar und unverzichtbar, denn die Schulleiter entscheiden in den allermeisten Fällen über zusätzliche Anrechnungsstunden oder Aufgaben. Aber die Schulleiter wissen nur in den wenigsten Fällen, welches persönliches und pädagogisches Potential in euch steckt und wofür ihr ausgebildet wurdet. Zeigt das Potential! Macht den Schulleitern die Entscheidung für euch leicht und gegen euch schwer! Da kann der bib nicht helfen. Das müsst ihr selbst in die Hand nehmen.

Der bib-Vorstand kann dafür sorgen, dass politische Entscheidungsträger im Landtag die Beratungslehrkräfte mitdenken, da sie ohne diese Einsatz beim Thema „Schulberatung“ nur an Schulpsychologen und Schulsozialpädagogen denken würden, weil sie von denen schon einmal etwas gehört haben und unter denen sie sich etwas vorstellen können. Der bib-Vorstand kann versuchen, das Denken der Gesetzgeber zu beeinflussen, von deren Entscheidungen auch die Arbeit des KM abhängt; aber die wirklich wichtigen Entscheidungen werden im Grund immer von den Schulleitern getroffen. Und das ist daher, liebe Mitglieder, euer Feld.

Liebe Mitglieder, liebe Freunde, ich ziehe mich jetzt aus der aktiven Vorstandsarbeit zurück und bin sehr froh darüber. Ich hatte tolle fünf Jahre als Vorsitzender, in denen ich mich als Persönlichkeit verändern durfte. Ich erfuhr, wie kompliziert und anstrengend es ist, das in der Politik zu beeinflussen, was man selbst für richtig und wichtig hält, weil die anderen eben anderes für wichtig und richtig halten und sich dafür einsetzen. Ich ziehe meinen Hut vor allen Berufspolitikern, von denen man erwartet, dass sie über alles entscheiden und auch in jedem einzelnen Bereich zumindest eine kompetente Meinung haben. Diesen Spagat muss man erst einmal aushalten. Ich konnte erfahren, wie kompliziert es in einem Ministerium zugeht, wo viel zu viel unter hohem zeitlichen Druck und auch in Konkurrenz zu anderen Referaten in eine administrative Form gebracht werden muss und von dem auch erwartet wird, dass das Ergebnis möglichst vielen Eltern, Lehrern, Schulleitungen, den eigenen Vorgesetzten, den Verbänden und Abgeordneten gerecht wird. Auch das ist keine leichte Arbeit und an sich ein Ding der Unmöglichkeit. Und Frau Gürthner vom KM wird sich sicherlich an manches Gespräch erinnern, das wir telefonisch auf ihrem abendlichen Heimweg führten und in dem ich ihr mehrmals versicherte, dass ich ihren Job nicht geschenkt haben möchte.

Was ich gelernt habe? Demut und Respekt vor all diesen Menschen, die mir das Gefühl gaben, das Gute zu wollen und sich für das Gute einzusetzen. Und der verbohrte Beamte oder selbstgefällige Politiker? Natürlich gab es den einen oder anderen, an dem ich verzweifelte und der mir eine oder zwei schlaflose Nächte bescherte. Aber das waren die Ausnahmen, die wahrscheinlich nicht nur mit uns und der Welt, sondern hauptsächlich mit sich selbst zu kämpfen hatten. Vielleicht hatte ich auch nur ein gutes Gespür dafür, um welche Menschen ich besser einen Bogen mache. Und so viele Nächte, in denen man gut schläft, braucht man ja gar nicht.

Die politische und ministerielle Welt, die ich kennen lernen durfte, war keine selbstsüchtige Machtwelt, sondern eine Welt mit vielen ausdauernden, aber oft auch sehr erschöpften Kämpfern, die viel guten Willen, viel Energie und viel  Geduld aufbringen und die dennoch ständig erleben müssen, dass das, was sie wollen und was was sie mühevoll erarbeitet haben, permanent auf Widerstände stößt. Politik ist die Kunst, mit diesen dauernden Widerständen zu leben. Diese Ausdauer ist bewundernswert. Das hatte ich so nicht erwartet.

Allerdings erlebte ich diese an sich gutwilligen Menschen oft als sehr vorsichtig, wenn nicht sogar misstrauisch. Anscheinend ist die Angst, etwas Falsches zu sagen, sehr groß. Besonders bedauerlich ist das, weil es vielen Gesprächen die Offenheit und Kreativität nahm. Mich selbst bremste es, weil ich mich plötzlich selbst in der Rolle des Misstrauischen und Vorsichtigen wiederfand. Für eine Arbeit, in der es an sich immer darum geht, bestehende Probleme zu lösen, sind gegenseitiges Misstrauen, Ängstlichkeit oder permanente Vorsicht wahrscheinlich das pure Gift. 

Was mir fehlen wird? Bestimmt mein Vorstandsteam. Unsere Arbeit war immer angenehm, konzentriert und erfolgreich. Wir wussten zu genießen und intensiv zu arbeiten. Wir waren ein gutes sehr Team. Und Claudia wird mir natürlich fehlen. Wir waren das großartigste Tandem, das man sich vorstellen kann.

Vielleicht wird mir aber auch das fehlen, dass ich mich wie jetzt an den Laptop setzen und ein paar Gedanken in die Welt hinausschnoddern kann. Aber ich bin mir sicher, dass ich andere Felder finden werde, wo ich gerade dieses auch ausleben werde.

Sag beim Abschied leise Servus
Nicht Lebwohl und nicht Adieu
Diese Worte tun nur weh
Doch das kleine, Wörter′l, Servus
Ist ein lieber letzter Gruss
Wenn man Abschied nehmen muss

In diesem Sinne: Macht es gut! Es war schön und sehr interessant mit euch.

Christian Feja, Ex-Vorsitzender 🙂

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