Beratungslehrer in Bayern e.V.

Liebe Mitglieder, liebe Freunde…

ich weiß nicht, wie es Ihnen so geht, aber so richtig real sind meine Ferien noch nicht. Zwar bin ich nicht mehr in der Schule, aber es ist noch nicht alles erledigt und ständig flattern irgendwelche Mails von Irgendwelchen wichtigen Stellen ins Mailpostfach. Und alle erwarten, dass man trotz der Ferien doch noch antwortet. Keiner rechnet damit, dass man sich jetzt schon den Wind von Sardinien um die Nase blasen und sich am Abend eine der herrlichen regionalen Spezialitäten mit einem gediegenen Vino Rosso schmecken lässt. Jeder erwarte, dass man eigentlich noch online isr, obwohl …

Liebe Freunde, lasst bitte die Ferien zu Ferien werden, obwohl es viele sehr wichtig haben. Wenn die keine Ferien haben wollen, muss das kein Grund sein, dass wir auch darauf verzichten. Wir haben ein chaotisches Halbjahr hinter uns. Und für mich selbst gilt: Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so toll war, was ich da digital produziert habe. Mühe habe ich mir gegeben, viel Mühe, aber ob meine Schüler am Ende viel klüger waren als am Anfang, weiß ich nicht zu sagen. Und ob das an meiner mangelnden digitalen Bildung liegt? Immerhin bin ich schon seit 1985 (Ich weiß, dass jetzt einige nachrechnen, ob das möglich ist. Und denen sage ich: Ja, es ist möglich, auch wenn ihr da noch nicht auf der Welt wart) mit dem Medium vertraut, habe über viele Jahre Lehrer im Bereich der offenen Arbeitsformen unterrichtet und müsste daher fit sein, was das Unterrichten jenseits des Fronatalunterrichts betrifft. Aber ich befürchte einfach, dass Hattie Rechte hat, wenn er sagt, dass Lernen vom Lehrer abhängig ist. Und damit meint er keinen, der eine Videokonferenz leitet.

Und digitale Beratung? Rein digital ist sie sicherlich keine Alternative. Auch da ist das Berater aus Fleisch und Blut sicherlich unverzichtbar; ebenso wie der ausschließlich digitale Klient einer zweiter Klasse wäre, weil bei ernsthaften Problemen zu viel verloren ginge. Was ich aber will, ist ein möglichst einheitliches Beratungsportal auf den Schulwebsites, über das Schüler. Eltern und vielleicht auch Kollegen – vielleicht sogar anonym – den Erstkontakt zu uns herstellen können, weil unsere Schüler und zunehmend auch deren Eltern zur Generation der „digital Natives“ zählen: Deren bevorzugtes Kommunikationsmittel sind nicht mehr das Telefon oder das direkte Gespräch, sondern Formen der digitalen Kommunikation. Das gilt besonders für hilfesuchende Jugendliche in der Pubertät, für die beispielsweise schon ein Telefonat als „peinlich“ gilt, was sie oft davon abhält, Kontakt mit uns Beratungslehrern aufzunehmen. Ähnliches gilt inzwischen auch für die jüngere Elterngeneration. Problematisch wird dies besonders bei Mobbing, was oft lange nicht gemeldet wird, weil die kommunikativen Hürden zu hoch sind. Gerade hier böte die digitale Kommunikation auch die Möglichkeit einer anonymen Kontaktaufnahme. Der zweite Vorteil: Unsere Gesprächspartner würden über so ein Portal dabei geholfen werden, wenn sie den passenden Berater suchen. Sie könnten vielleicht nach Personen oder nach Themen suchen…

Aber was mache ich hier schon wieder? Irgendwie klingt das schon wieder nach Arbeit – trotz der Ferien, in die ich mich jetzt verabschiede, nach einem wirklich chaotischen halben Jahr.

Erholen Sie sich gut! Sie haben es verdient.

Christian Feja, Vorsitzender

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